Für heute hatten wir uns die
Besteigung des Stac Pollaidh vorgenommen. Mit seinen 612 m ist er nicht
einmal für schottische Verhältnisse besonders hoch, aber aufgrund
seines felsigen und zerklüfteten Gipfelbereichs nicht zu unterschätzen.
Als wir schon fast am Berg waren entdeckte Dagmar, dass sie ihre Jacke
in der Unterkunft vergessen hatte. Also das Ganze wieder retour. Im
Nachhinein war das auch nicht schlimm, denn als wir uns dem Berg zum
zweiten Mal näherten, war der Gipfel bereits wolkenfrei.
erste Anfahrt
Anfahrt mit Jacke
Beim Anziehen der Wanderschuhe
wurden wir von den Midges regelrecht überfallen, und so marschierten
wir gleich zügig drauf los, um diesen kleinen Biestern zu entkommen.
Bald holten wir einen älteren Wanderer ein, und wir kamen ins Gespräch.
Es stellte sich heraus, dass er ein pensionierter britischer Geologe
war, der bereits auch öfter in Wien zu Besuch gewesen war. Er sprach
ein recht gutes Deutsch, und erzählte uns dass er jedes Jahr einmal den
Stac Pollaidh bestieg, als Auftakt zu seinem Urlaub in den
Highlands. Die Gegend ist ja für Geologen besonders interessant, weil
sich hier im sog. Moine Thrust ältere Gesteinsschichten über jüngere
geschoben haben, und dies 1907 als erster Überschiebungsgürtel weltweit
identifiziert worden war und diese Erkenntnis somit maßgeblich zum
Verständnis der Plattentektonik beitrug. Die etwa 3 Milliarden Jahre
alten Schichten aus Lewisian Gneiss formen damit eine der ältesten
Landschaften Europas.
Im Aufstieg eröffnen sich atemberaubende Blicke in die umgebende Landschaft mit ihren für Assynt typischen Inselbergen.
Suilven, Canisp und Cul Mor
Bald waren wir auf dem Sattel zwischen West- und Ostgipfel angekommen.
Ein unüberschaubares Wirrwarr aus Pfaden übersät den Gipfelbereich aus stark verwittertem Sandstein, und
es ist wirklich schwierig sich hier zurecht zu finden. Man weiß nie so
recht, ob man auf dem eingeschlagenen Pfad auch weiter kommt oder ob es
sich nur um eine Sackgasse zu einem der zahlreichen Aussichtspunkte
handelt. Während wir also versuchten, den richtigen Weg zu finden,
machte sich der Wind immer mehr auf und es wurde immer ungemütlicher.
Außerdem hatten sich die Wolken wieder bedrohlich verdichtet und es sah
nach Regen aus. So suchten wir nach einer kurzen Pause eine geeignete
Abstiegsroute, die wir dann auch kurz vor dem Westgipfel fanden.
hoch über Loch Lurgainn
auf dem Gipfelgrat
bedrohliche Wolken stören die Gipfelrast
der steile Abstiegshang
Als wir den Hang herunter kamen,
trafen wir wieder den Geologie-Professor. Er war nicht zum Gipfel
aufgestiegen, sondern hatte den Rundweg gewählt. So gingen wir wieder
ein Stück zusammen und plauderten ganz gemütlich.
Bald begann es jedoch zu regnen, und der starke Wind peitschte uns den
Regen ins Gesicht - es fühlte sich fast wie Nadelstiche an. Wir waren
heilfroh, nicht mehr im Gipfelbereich unterwegs zu sein. Der
Professor erzählte uns, dass das Wetter um diese Jahreszeit
üblicherweise viel besser und beständiger wäre. Seine Frau sei immer
zum Malen mit, und er meinte sie habe es schon satt, immer so viel Grau
verwenden zu müssen...
Auch zwei Holländerinnen
trafen wir noch, und so waren wir kurze Zeit sogar zu fünft. Der Regen
hörte bald wieder auf, und nach gegenseitigem Fotografieren
verabschiedeten wir uns, da wir doch ein wenig schneller unterwegs
waren.
da oben waren wir
Nachdem wir uns beim Umziehen
wieder den Midges gestellt hatten, fuhren wir weiter Richtung
Lochinver. Von der Straße hatten wir noch einen Blick auf den Berg aus
einer ganz anderen Perspektive.
Stac Pollaidh von Nordwesten
An der Küste bei Inverkirkaig konnten wir wieder Robben entdecken, diesmal schon deutlich näher.
Im Assynt Visitor Centre in
Lochinver machten wir einen kurzen Stopp, bevor wir weiter zum
Achmelvich Beach fuhren - einem von vielen Traumstränden an der
Westküste, mit weißem Sand und azurblauem Wasser.
2-beinige...
... und 4-beinige Strandbesucher
Wir fuhren danach noch zum Stoer
Head Lighthouse. Da draußen blies der Wind so stürmisch, dass man sich
fast dagegen lehnen konnte. Wir schossen ein paar schnelle Fotos und
flüchteten zurück ins Auto.
Stoer Lighthouse
tosende Brandung
Auf dem Rückweg machten wir noch im Lochinver Larder
Station, um die viel gepriesenen Pies zu genießen. Wenn ich mich
richtig erinnere, hatten wir eine Savoury Lamb Pie und eine Venison
& Cranberry Pie, und beide schmeckten ausgezeichnet.
Am Loch Assynt machten wir noch einen schnellen Fotostopp beim Ardvreck Castle. Ein Stopp im Knockan Crag Visitor Centre ging sich hingegen nicht mehr aus, da es schon fast dunkel war und es außerdem mittlerweile wieder recht stark regnete.