Dienstag, 04.09.2012
Heute morgen ging es auf die Fähre
nach Stornoway auf Lewis and Harris. Das Wetter sah nicht so schlecht
aus, allerdings war starker Wind vorausgesagt. Das Einchecken ging mit
leichter Verspätung, aber doch recht zügig voran.
Als wir vom geschützten Loch Broom aufs offene Meer hinaus kamen, wurde
die See schnell rauer und wir wurden ganz schön durchgeschüttelt,
obwohl die Fähre ein Riesenschiff ist und man meinen möchte, dass ihr
Wind und Wellen nicht so viel anhaben könnten. Die fast 3 Stunden
verbrachten wir größtenteils sitzend mit Blick auf den Horizont. Ich
war einmal unter Deck, bemerkte aber sofort dass das keine so gute
Idee war - gleich machte sich ein mulmiges Gefühl im Magen breit.
Aufgrund des beträchtlichen Wellengangs wurde auch nichts daraus,
vielleicht den einen oder anderen Meeressäuger beobachten zu können. An
sich sind die Gewässer des Minch bekannt dafür, dass man immer wieder
Wale und Delfine beobachten kann.
Nach der schwankenden Überfahrt war es ganz angenehm, wieder festen
Boden unter den Füßen zu haben. In Stornoway besuchten wir erst einmal
die Tourist Information, wir wollten uns über Bootstouren erkundigen,
um vielleicht auf diese Art noch Wale, Delfine oder Robben beobachten
zu können. Allerdings sah es damit für die nächsten Tage eher schlecht
aus, da das Meer nach einer derart stürmischen Zeit eine Weile braucht,
um sich wieder zu beruhigen.
Danach fuhren wir quer über Lewis, den nördlichen und flacheren Teil
der Insel. Aufgrund dieses Unterschiedes - Lewis ist größtenteils
flach, Harris gebirgig - hat jeder Teil der Insel einen eigenen Namen.
Die Moorlandschaft im Zentrum von Lewis zwischen Stornoway und der
Nordwestküste empfanden wir als relativ eintönig.
In Garenin machten wir im Gearrannan Blackhouse Village Halt. Das
reetgedeckte Blackhouse aus Stein war jahrhundertelang der
traditionelle Haustyp auf den äußeren Hebriden und wurde sowohl als
Wohngebäude, als auch als Werkstatt und sogar Stall genutzt. Die
letzten Blackhouses waren bis in die frühen 1970er Jahre bewohnt, jetzt
kann man sie zum Teil samt originalgetreuer Einrichtung besichtigen,
und einige werden als Ferienwohnungen vermietet.
links der Torfhaufen für das traditionelle Torffeuer; das Fenster wurde nachträglich eingebaut
Für einen Besuch der Callanish Standing Stones war es schon zu spät, und so kehrten wir auf dem Weg zu unserer Unterkunft im Loch Erisort Inn ein.
Auf der Kreidetafel standen "locally caught fresh langoustines" und ich
konnte einfach nicht widerstehen. Wann bekommt man sonst schon frisches
Seafood aus der unmittelbaren Umgebung? Als der Teller serviert wurde,
staunte ich nicht schlecht über den Riesenberg Kaisergranate (bei uns
oft fälschlicherweise Langusten genannt). Die Wirtin bemerkte meinen
etwas hilflosen Blick und erklärte mir liebenswürdigerweise gleich, wie
man die Dinger korrekt zerlegt. Geschmeckt haben sie ausgezeichnet, und
obwohl sie auch direkt an der Quelle nicht billig sind, denke ich dass
man zuhause ein kleines Vermögen für diesen Berg bezahlen hätte müssen.
Mahlzeit!
Nach dem Dinner fuhren wir das letzte Stück zum Seaforth B&B
(scheinbar mittlerweile geschlossen) in Ardvourlie, unmittelbar nach der "Grenze" zwischen Harris und Lewis.
Hier bei Miranda und Angus fühlten wir uns ausgesprochen
wohl, und die paar Tage, die wir dort verbringen durften waren viel zu
schnell vorüber. Angus ist ein Crofter vom alten Schlag, der seine
Schafe noch mit der Hand schert. Außerdem besitzen sie 3 Hochlandrinder
und die Frühstückseier kommen von den eigenen Hühnern. 2 Katzen und 2
Border Collies komplettieren die tierische Schar.
Seaforth B&B
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